Unser Wochenbett
12/04/2022 16:40:35
In diesem Blogbeitrag möchte ich dir einen kleinen Einblick in meine Wochenbettzeit geben.
Außerdem beschreibe ich dir kurz was das Wochenbett ist, was passiert und was meine persönlichen Tipps für die Wochenbettzeit sind.
Was ist das Wochenbett?
Wenn wir von Wochenbett sprechen, handelt es sich um die ersten 6-8 Wochen nach der Geburt deines Babys.
(Und zwar völlig unabhängig wie & wann deine Schwangerschaft beendet wurde. Auch Mamas mit einem Frühchen oder mit einem Sternenbaby haben ein Recht auf eine Wochenbettzeit!)
Im Wochenbett begibt sich der Körper der neugeborenen Mama zum zweiten Mal in kürzester Zeit in eine faszinierende Transformation.
Geburtsverletzungen dürfen heilen, die Gebärmutter verkleinert sich & reinigt sich durch die Blutung.
Der Milcheinschuss beginnt. Die Stillzeit startet, falls die Mama stillen mag & kann.
Die Hormone stellen sich um & nicht selten führt all das z.B. zu Stimmungsschwankungen, Haarausfall & Schweißausbrüchen.
Worauf war ich vorbereitet?
Zum Thema Wochenbett habe ich mich ähnlich vorbereitet wie auch auf die Geburt selbst.
Hauptsächlich habe ich mich auf Internetseiten, Social Media & in Büchern belesen.
Außerdem habe ich dieses Wissen, mit meinen Erfahrungen aus dem Klinikalltag als Kinderkrankenschwester und neuen Erkenntnissen der Online Geburtsvobreritungskurse abgeglichen.
Und vor allem war ich auf ein Wochenbett zuhause vorbeiereitet.
Bei all meinen Überlegungen und Vorbereitungen malte ich mir aus wie wir alle drei gemeinsam in unserem Bett im Schlafzimmer liegen und entspannen.
Was hat mich erwartet?
Wer schon unsere Geburtsreise gelesen hat, ahnt jetzt schon, dass mich etwas völlig anderes erwartet hat.
Auch als wir damals die Klinik betraten bin ich noch von einer ambulanten Geburt oder zumindest von einem sehr kurzem Aufenthalt in der Klinik ausgegangen.
Da unser Sohn letztenendes nicht Zuhause und auch noch per Sectio geboren wurde, waren quasi all meine bisherigen Vorbereitungen und Gedanken zum Wochenbett hinfällig.
Ich war absolut überfordert. Ab hier wusste ich nicht mehr was auf mich zukommen würde.
Die ersten Tage meines Wochenbettes musste ich in einer Klinik verbringen und leider wurde ich in dieser Klinik bzw. auf der Wochenbettstation nicht so behandelt wie ich es mir erwünscht hätte bzw. wie jede neugeborene Mama es verdient hätte.
Meine mir bekannten Schwindelanfälle wurden ignoriert und ich bin direkt beim ersten Aufstehen umgekippt.
Das Vertrauen in die Schwestern sank und meine Ängste und Stresslevel stiegen stetig an.
Ich bekam Stillanweisungen und eine Liste an Aufgaben, die ich täglich selbstständig erfüllen sollte:
Stillen, Pumpen, Mobilisieren, Hygiene, Medikamente gegen die Schmerzen.
Doch mein Hirn war noch zu benebelt.
Ich kam gedanklich schon mit den Ereignissen der Geburt nicht hinterher.
Und war noch nicht angekommen, nicht als Mama, nicht im Krankenhaus.
Ich wollte ja nie hier sein. Die Geburt hätte dort nicht stattfinden sollen.
Das war alles zu viel für mich.
Ich brach ein,
kam nicht mehr zurecht,
war überfordert mit allem,
das Stillen klappte nicht,
das Pumpen schmerzte,
die Schmerzmittel schlugen nicht an,
ich hatte Angst vor dem Aufstehen
und bekam kaum Verständnis dafür.
Zum Glück endete auch unser Klinikaufenthalt und wir konnten nach Hause.
(Was zwischen Klinik und unserer Ankunft zuhause gaschah erzähle ich in einem getrennten Beitrag)
Zuhause angekommen konnten wir leider auch nicht entspannen.
Wir hatten viele Behördengänge zu erledigen,
mussten ein paar Hindernisse aus dem Weg räumen
und waren noch nicht angekommen.
Psychisch war ich immer noch keine Mama.
Dieses Baby war einfach plötzlich da
ohne das ich das Gefühl hatte es aktiv geboren zu haben.
Die Geschehnisse der letzten Woche waren noch nicht bei mir angekommen.
Mein Körper war irgendwie von mir abgeschnitten worden
und war mir komplett fremd.
Unser Sohn war offensichtlich auch noch nicht angekommen.
Er war weinerlich, wollte weiterhin nicht an die Brust, hatte Bauchweh und spuckte viel.
Wie hat meine Doula mir geholfen?
Nach ein paar Besuchen riet mir meine Hebamme zu einer Doula.
Sie gab mir die Kontaktdaten zu meiner Doula Noluenne.
Und mit Noluenne wendete sich das Blatt schlagartig!
Ich habe über die Zeit mit Noluenne schon einmal ausführlich berichtet.
Du findest den Blogartikel hier.
Zusammenfassend kann ich aber sagen:
Wäre sie nicht gerade noch rechtzeitig in mein Leben getreten, wäre es mir warscheinlich noch länger sehr schlecht gegangen.
Was würde ich das nächste Mal anders machen?
Würde ich noch ein zweites Baby bekommen oder könnte in eine Zeitmaschine springen, würde ich definitiv als erstes schon in der Schwangerschaft eine Doula kontaktieren!
Und das sage ich nicht, weil ich Doula bin, sondern ich bin Doula geworden, weil ich das so sehe.
Eine Hebamme ist unersetzbar, aber meiner Meinung nach, hat auch jede Frau zusätzlich eine Doula verdient!
Eine Doula kann die Arbeit der Hebamme wundervoll ergänzen & sie bietet dir nochmals einen Zusatz an Zeit & Wissen.
Über die Arbeit einer Doula habe ich schon hier & hier berichtet.
Ich habe zwar dem Klinikpersonal gegenüber erwähnt, dass ich bereits eine traumatische Erfahrung hinter mir habe, würde mich aber jetzt trauen es noch genauer zu erzählen, mit dem Hinweis auf mögliche Gefahren einer Retraumatisierung.
Ich habe mir zwar einen kleinen Notfallplan erstellt & eine kleine Telefonliste notiert.
Ich würde mir schon prophylaktisch Hilfe holen & nicht alleine, sondern mithilfe von Fachpersonal einen Notfallplan entwerfen.
Wir haben liebevolle Unterstützung meiner Schwiegereltern bekommen,
aber ich habe mich immer schuldig gefühlt & gedacht ich müsse so schnell wie möglich wieder sämtliche Aufgaben erledigen, um alle zu entlasten.
Ich würde meinen Lieben im Umkreis genauer kommunizieren wie ich mir mein Wochenbett vorstelle & klare Wünsche an die jeweiligen Menschen richten.
Unsere Wochenbettzeit war natürlich sehr speziell aufgrund vieler Eregnisse, aber ich erlebe immer mehr wie wenig Mütter heutzutage sich selbst diese Zeit Wert sind.
Vor ein paar Tagen habe ich in einem Restaurant ein Gespräch von zwei Freundinnen überhört.
Die frischgebackene Mama erzählte stolz wie viel sie 3 Wochen nach der Geburt schon unternommen hat.
Ich würde das nächste Mal mindestens komplette 40 Tage WochenBETT oder WochenCOUCH auskosten!
Wann fangen wir Frauen endlich wieder an darauf stolz zu sein wie viel Zeit & Ruhe wir unserem Körper und unserer Psyche gegönnt haben?